Sorgenkind James-Simon-Galerie

Gerade wurde der Grundstein für die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel gelegt. Doch den Grundstein für ein Bauwerk zu legen, dessen Baugrund noch völlig unter Wasser liegt, ist nicht ganz so einfach.

von Jennifer Lynn Karsten

Berlin. Die Tatsache, dass bereits die Zeit- und Kostenplanung komplett aus dem Ruder gelaufen ist, erschwert dies zusätzlich. Zwar freuen sich die meisten, dass es jetzt endlich losgeht, ärgerlich ist dennoch die Verteuerung um fast 30 Millionen auf 98,8 Millionen Euro.

Das geplante Empfangsgebäude wird dringend benötigt, denn aktuell muss man sein Ticket auf der anderen Straßenseite in einem Container kaufen.

Von der Galerie sollen jährlich drei Millionen Besucher auf 11.000 Quadratmetern, wo es neben dem Kassenbereich auch ein Café, Shops, die Garderobe und eine unterirdische Archäologische Promenade geben wird, in die fünf Museen geleitet werden.

Das neue Gebäude soll vor allem aber auch mit seinem Namen an den jüdischen Mäzen, Berliner Unternehmer und Kunstsammler James Simon (1851-1932) erinnern. Er war der bedeutendste Mäzen, den die Staatlichen Museen zu Berlin jemals hatten. Sie verdanken ihm sieben Sammlungen mit mehr als 10.000 Objekten. Darunter auch die weltberühmte Büste der Nofretete. Aber es gehört zum schwärzesten Kapitel der Museumsgeschichte, dass der Name James Simon nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 völlig aus der Öffentlichkeit verschwand. Alle Objektschilder, die an den Spender erinnerten, wurden auf Anweisung des damaligen Generaldirektors entfernt. Auch lange nach 1945 blieb der Name vergessen. Dies soll sich nun mit dem neuen Haus ändern.

Im Zuge des Festakts der Grundsteinlegung wurden allerdings auch die Probleme mit der Baustelle deutlich. Der Baugrund ist offensichtlich an der dreijährigen Bauverzögerung und der Kostenexplosion schuld. "Ich möchte nicht verschweigen, dass uns das Sorgen gemacht hat und weiter Sorgen macht", sagte Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Die erste Baufirma war mit den komplizierten Gründungsarbeiten überfordert und scheiterte an den 1.400 bis zu 40 Meter langen betongefüllten Bohrpfählen, die das Gebäude auf festem Boden verankern sollen. Dadurch entstanden Mängel, die erst einmal beseitigt und bezahlt werden mussten. Der Auftrag wurde neu ausgeschrieben, durch die Verzögerung sammelten sich weitere Kosten an. Gerade wird unter Wasser die Betonplatte gegossen, auf der sich das neue Gebäude erheben soll. Bis Jahresende soll alles Wasser abgepumpt sein.

Den Entwurf für das Gebäude lieferte Architekt David Chipperfield, der bereits das benachbarte Neue Museum saniert und umgestaltet hat. Gerade wurde er mit dem japanischen Kunstpreis Praemium Imperiale ausgezeichnet. Deswegen fehlte er auch beim Festakt in Berlin.

Bis 2017 soll der Bau stehen, 2025 soll der Masterplan der gesamten Museumsinsel fertiggestellt sein. Der Bund wird dann zwei Milliarden Euro gezahlt haben. Der Staatssekretär des Bundesbauministeriums Michael Odenwald stolz: "Baukultur prägt das Gesicht eines Landes."

Damit mag er wohl richtig liegen.

Foto: Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Imaging Atelier