Karl Liebknecht - Aus dem 3D-Drucker

Lag der Absatz industriell genutzter 3D-Drucker 2007 bei 4.945 Stück weltweit, waren es 2012 bereits 7.771. Im privaten Bereich stieg die verkaufte Stückzahl im gleichen Zeitraum von 66 auf 35.508.

von PETER REISCHER

Wurden erst Figürchen, Vasen, Knöpfe und allerlei Nippes im 3D-Druck hergestellt, sind es heute bereits ganze Hausportale – und gar keine kleinen: Das Portal des ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR in Berlin mit einer stattlichen Höhe von fast 15 Metern wurde kopiert, um schon bald im neuen Berliner Stadtschloss seinem eigenen Original gegenüberzustehen. Wobei das Original gar keines ist, sondern selbst eine Kopie des historischen Portals im ehemaligen Berliner Stadtschloss. Vor diesem Portal soll Karl Liebknecht im Jahre 1918 die Sozialistische Republik ausgerufen haben.

Die Herausforderung für das Projekt bestand darin, eine exakte Vorlage für die Bildhauer anzufertigen. Die herkömmliche Laminiertechnik kam für das denkmalgeschützte Portal nicht infrage. Stattdessen entschied man sich für ein neues innovatives Kopierverfahren mit berührungslosem 3D-Scannen und dem Aufbau im 3D-Sanddruckverfahren.

Ein 3D-Vermessungsteam erstellte aus den einzelnen Scans ein hoch aufgelöstes Gesamtmodell. Einzelne Bereiche, wie die Hermen und Genien, wurden als einzelne 3D-Modelle freigestellt. Dann ging es zum 3D-Drucker: Der komplette Auftrag umfasste rund 100 Einzelaufträge, darunter Formen in den Dimensionen 1,5 x 1,0 x 1,0 Meter, insgesamt rund 100 Stück. Bei großen Formen wurden Transportösen im 3D-Druck ausgespart, die später wieder einfach zu verschließen waren.

Die Kopie des historischen Portals ist vom Original kaum, oder besser, nicht zu unterscheiden. Jetzt liegt es in den Händen der Bildhauer, die den 3D-Druck als Vorlage benutzen, die Kopie der Kopie des Liebknecht-Portals in Sandstein zu meißeln.