Fassade – ein Schutz in vielen Lagen

Wer heute eine Gebäudehülle plant, hat es mit einer anspruchsvollen Aufgabe zu tun: Die Fassade besteht aus verschiedenen spezialisierten Schichten, die  widersprüchliche Eigenschaften erfüllen sollen und müssen: Raumklima, Bauphysik, Wärmeschutz, Sonnenschutz, Brandschutz … Eine hohe Anforderung an gestalterische Qualität! Schon heute speichern und generieren so manche Fassaden quasi nebenbei Energie. Für die Zukunft wäre es ein Ziel, Fassaden und andere Bauteile so zu planen, dass möglichst sortenreines Recycling durchführbar ist und wertvolle Rohstoffe nicht auf der Sondermülldeponie landen.
    Es gibt inzwischen eine Reihe von Studios, die sich ausschließlich mit der Planung von Fassaden beschäftigen und Architekten unterstützen. Diese Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen, denn jedes Haus – wie meist in der Architektur – ist ein Prototyp, sodass es zwar möglich ist, auf Erfahrungen aufzubauen, die Detaillösungen aber verändern sich von Mal zu Mal.


UN-Studio – temporäre Testballons

Neue Ideen und Ansätze werden experimentell erprobt und erforscht – sowohl auf universitärer Ebene als auch in Architektur- und Planungsstudios: Das berühmte UN-Studio finanziert unter Leitung von Ben van Berkel und Carolina Bos aus dem laufenden Budget hin und wieder temporäre Pavillons als Testballons.
    Die Industrie hat ihre Systeme in den letzten Jahren um Elemente der Individualisierung erweitert. Die Fassade soll besser auf eine Umgebung reagieren können. Dabei werden Möglichkeiten ausgelotet, künstlerischen oder architektonischen Input aufzunehmen, um so Unikate zu schaffen. Diese Tendenz geht Hand in Hand mit den Entwicklungen in der Verfahrenstechnik wie im parametrischen Design oder Rapid Prototyping.
    Ein Material, an dem sich Architekten an der Fassade immer wieder versuchen, ist der Beton, bei älteren Projekten eher eine komplizierte Sanierung, weil die Elemente oftmals Wärmebrücken verursachen und eine Verbesserung der Dämmung schwierig ist, ohne den Charakter des Gebäudes stark zu verändern. Seit der Erfindung von Glasfaserbeton ist es nun möglich, hauchdünne Platten zu produzieren, die den Fassaden vorgehängt werden können.
    International federführend ist dabei die Rieder Gruppe, ein österreichisches Familienunternehmen, Ende der 1950er Jahre gegründet: Schon immer aktiv in der Weiterentwicklung am Produkt- und Materialsektor, bietet Rieder Smart Elements seit 2004 innovative, von namhaften Architekten weltweit geschätzte und eingesetzte Lösungen für Fassaden: fibreC.


Storefront Gallery von Steven Holl
und Vito Acconci

Ein Erfolgsprojekt des Glasfaserbetons fibreC ist die Adaptierung der Storefront Gallery von Steven Holl und Vito Acconci in New York: Das übliche gläserne Schaufenster eines Geschäftes wird durch dreh- und schwenkbare Elemente ersetzt, die geöffnet den öffentlichen Raum in die Galerie einbeziehen und diese mit dem öffentlichen Raum verschränken. Ein ikonisches Bauwerk für die afrikanische Fußball-WM 2010 ist das erdfarbene Stadion „Melting Pot“ in Johannesburg. Der Entwurf stammt von den südafrikanischen Architekten Boogertman Urban Edge & Partners. Für das 92.000 Zuschauer fassende Stadion wurden 40.000 fibreC Platten gebraucht, vor Ort in einer Feldfabrik hergestellt, um die Transportwege
zu verkürzen.
    Auch im Atelier von Zaha Hadid gehört fibreC zu einem beliebten Material für speziellen architektonischen Ausdruck – schon beim brückenartigen Saragossa-Pavillon bei der Expo 2008 kamen rund 11.500m2 dieser Platten an der Fassade zum Einsatz, auch am Hauptbahnhof in Wien. Am Campus der WU wird der leicht geschwungene Baukörper des zentralen Learning und Library Centers derart verkleidet.
    Was für eine Außenhaut gut ist, kann auch im Innenbereich eingesetzt werden. So wurden die 13 mm dünnen Glasfaserbetonelemente in der BMW-Welt in München von Coop Himmelb(l)au und in Flagshipstores in der ganzen Welt eingesetzt.

Text: DAVID PASEK