Weingut Wutte

Die Weingärten der Familie Wutte liegen im steirischen Sausal auf einer Meereshöhe von rund 500 Metern und zählen damit zu den höchsten Weinbaulagen Europas. Dies wiederum verleiht dem Wein seine unverwechselbare mineralische Note, die in der  Steiermark sonst unüblich ist. Im Tal erneuerten sie ihren Buschenschank mit augenfälligen Fassaden aus TONDACH-Taschen und hoben den Bau auf ein bemerkenswert zeitgemäßes Niveau.

Von David Pašek

Einst überragte dieses Land das Urmeer als Insel. Von kalkhaltigem Meerwasser verschont, sind diese Böden von schieferhaltigem Urgestein geprägt, wasdie Weinstöcke dazu zwingt, starke Wurzeln auszubilden um zu Wasser zu gelangen. Die südöstliche Ausrichtung der meist steilen Weinhänge bringt den Reben zusätzlich viel "Bodenwärme und gibt dem Stock so eine besondere Kraft für die Trauben“, erzählt Weinbauer Mario Wutte. Die hohen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht bereichern die Weine um ein elegantes, fruchtbetontes Aroma. Seit Generationen betreibt die Familie Wutte am Talboden in Fresing bei Kitzeck ihren Hof. Mit einem Generationswechsel im Jahre 2007 wurde beschlossen, den Betrieb auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben. Die erste Phase bildete die Erneuerung des Kellers und der Betriebsgebäude. Das Tüpfelchen auf dem „i“ und der letzte Baustein dieses Vorhabens war die Erneuerung des Buschenschanks – eineder letzten „Kuchl-Buschenschenken“ der Steiermark.

Weinhaus Wuttke - Ansicht 02 ©Foto: Wienerberger

Weinhaus Wuttke - Ansicht 01 ©Foto: Wienerberger

Fotos: © Wienerberger


LABEL SPITZBART + PARTNERS

Das alte Gebäude sollte komplett ersetzt werden. Der Anspruch an die Funktion, die räumliche Qualität, aber auch an die Situierung am Grundstück erforderte eine besondere Lösung. Klar war, dass der neue Buschenschank Signalwirkung haben sollte. Über Empfehlung eines Weinbauernkollegen entschied sich die Familie Wutte für die Architekten Spitzbart + partners als Begleiter für ihr Vorhaben. Dieses oberösterreichische Tischlerunternehmen entwickelte sich im Laufe der letzten 35 Jahre aus seiner langen handwerklichen Tradition und mit der Veränderung der Weinkultur in den letzten Jahren zu einem Spezialisten und Anbieter für Gesamtlösungen. Die Firma ist auf den einschlägigen Messen präsent und agiert inzwischen international. Markus Spitzbart, der seinem Vater als Geschäftsführer folgte, sieht sich selbst als Stratege,  konzeptionellen Kopf und Moderator in einem ganzheitlichen Prozess, dessen Teil unter anderem auch die Architektur ist – neben dem Grafikkonzept, der Ladenpsychologie, dem Kommunikationskonzept und der Einrichtung. Die jeweilige Autorenschaft, der Input der vielen Kreativen und aller Beteiligten des Prozesses geht in dem Label Spitzbart + partners auf.

Mit dem ersten Kennenlernen und der Bestandsaufnahme auf dem Weingut Wutte kam neben den Vorstellungen und Vorgaben natürlich auch das Budget zur Sprache. Bei den meisten Vorhaben ist das Budget limitiert, aber um die gewünschten Ziele zu erreichen, empfahl Markus Spitzbart Eva und Mario Wutte, das Budget nochmals zu überdenken, etwas aufzustocken und erst dann mit der Erneuerung des Buschenschanks zu beginnen. Zwei Jahre gingen ins Land, bevor die intensive Planungsphase beginnen konnte.

DREHUNG DES BAUKÖRPERS

Der eigentliche Bauplatz ist ein wenig versteckt und von der Straße nicht zu sehen. Eines der grundlegenden Kriterien für einen Gastronomiebetrieb ist hingegen, dass dieser weithin wahrgenommen werden kann.

Daher sah der Entwurf für den neuen Buschenschank Wutte eine Verschiebung und Drehung des Baukörpers vor, der das archaische und die Gegend prägende Satteldach aufnimmt, und dieses in Anspielung an sakrale Räume durch eine etwas höhere Neigung steigert. Das Volumen wird konsequent auf eine klare Kontur reduziert, und damit zum zentralen architektonischen Thema, das auch von Personen, die im Auto vorbeifahren, in Bruchteilen von Sekunden erfasst werden kann.

Weinhaus Wuttke - Fassade ©Foto: Wienerberger

 Homogene Außenhüllen sind der Traum vieler Architekten. Da die Ansprüche an Dach und Fassade aber unter- schiedlich sind, gelingt dies eher selten. Die grau changierenden TONDACH-Taschen vom Typ „Altstadt“ mit leicht unterschiedlichen Größen ermöglichen hier eine sehr gelungene Ausnahme. / Foto: © Wienerberger
 

Von außen ist die Hülle – inklusive der Fassaden – einheitlich mit grauen Taschen von TONDACH eingekleidet – kurioserweise mit einem Produkt, das den Namen „Altstadt“ trägt und primär für die Sanierung historischer Gebäude gedacht ist. Da diese Schindeln aber unterschiedlich lang sind und die Grautöne variieren, entsteht eine unaufdringlich optische Einheit, die den Entwurfsgedanken unterstreicht. Sie fangen den Blick der Betrachter ein.

Noch im Rohbau befindlich, waren viele Nachbarn skeptisch, ob dieses Vorhaben „in die Gegend passen könne“, doch heute ist die „Weinkathedrale“ ein selbstverständlicher Bestandteil des Ortes.

WOHLBEFINDEN DER GÄSTE

An der Eingangsseite ist die Giebelfläche etwas zurückgesetzt und komplett verglast. Die Innenseite der Hülle ist, sowohl im Innenraum als auch an der außenliegenden Untersicht, homogen mit weißen Heradesign-Akustikplatten verkleidet, die nicht nur optisch wunderbar stimmig sind, sondern auch für eine angenehme Akustik im Gastraum sorgen.

Eine verbindliche Vorgabe an Spitzbart war, dass „das Wohlbefinden der Gäste die höchste Priorität“ habe, erinnert sich Markus Spitzbart. Eva und Mario Wutte waren anfangs sehr besorgt, ob die kühle Ausstrahlung moderner Räume für einen steirischen Buschenschank überhaupt geeignet sei. Diese Sorge können die Gäste und Besucher heute nicht mehr nachvollziehen, denn der Innenraum ist mit rustikalen Holzelementen vertäfelt und hinter dem Tresen prägt ein großes Holzregal mit Wuttes Weinen den Raum wie ein Altar.

Weinhaus Wuttke - Ansicht 03 / © Foto: Wienerberger

Fotos: © Wienerberger
 

Die gänzlich neue Einrichtung, die auch ein Entwurf von Spitzbart + partners ist, orientiert sich formal und auch punkto haptischer Qualität an den historischen Möbeln. Im ersten Augenblick hatte ich den Eindruck, dass diese Möbel aus dem ursprünglichen Gebäude übernommen worden sind. Zu dieser lauschigen Atmosphäre trägt der massive Steinboden und auch das stimmungsvolle Lichtkonzept bei, das abgependelte, blendfreie Lampen über den Tischen mit Strahlern kombiniert, die Akzente im Gastraum setzen.

Im ehemaligen Buschenschank befand sich neben dem Gastraum, der Küche und den Sanitäreinrichtungen auch die Wohnung der Seniorchefin und diese ist jetzt an der Rückseite des neuen Gebäudes situiert. Auf dieser Giebelseite schließt die Fassade plan ab und ist ebenso wie die Seitenflächen, mit den grauen TONDACH-Taschen verkleidet.

Dass diese Raumkonstellation in Erinnerung bleibt, freut Mario Wutte und er wirkt immer noch  überrascht, wenn er davon erzählt, wie gut sein Gebäude bei Gästen jeglichen Alters ankommt. Vor dem Neubau gab es vor allem im Herbst ein Problem mit der Auslastung, wenn die Besucher lieber die Betriebe am Berg – über den Wolken – besuchen. Die Anziehungskraft, die von der neuen Architektur ausgeht, hat das jedoch, neben der hohen Qualität der Weine, aber mehr als ausgeglichen und wirkt heute wie ein Magnet auf die Gäste, die sehr gerne wiederkommen.

In Zusammenarbeit mit TONDACH + Wienerberger

Titelbild: © Wienerberger