WHIMSICAL Architecture

Die Kombination aus Entwurf und Forschung macht die Arbeit von Ramon Knoester, Gründer des niederländischen Architekturbüros WHIM architecture, aus. Er selbst bezeichnet seine Architektur als „whimsical“, also verrückt, skurril oder seltsam. Wenn man sich mit Müll als Baumaterial auseinandersetzt, kann dies tatsächlich erst einmal merkwürdig anmuten. Ist es aber gar nicht. Jennifer Lynn Karsten im Gespräch mit WHIM architecture.

Wie haben Sie begonnen, sich mit dem Recyceln von Müll, vor allem Kunststoff, zu Baumaterial auseinanderzusetzen?

Ramon Knoester: Vor acht Jahren habe ich zum ersten Mal von der enormen Umweltverschmutzung durch Plastik gehört. Für mich als Architekt war es logisch, zwei Tatsachen miteinander zu kombinieren: die Menge an Plastik in den Ozeanen und die Notwendigkeit von hochwassersicheren Wohnhäusern. Wenn das Plastik also schon vor Ort ist, also bereits im Wasser schwimmt, dann sollte man es doch einfach als Baumaterial für schwimmende Häuser oder künstliche Inseln nutzen.

Recycled Island ©WHIM architecture

Warum beschäftigen Sie sich gerade mit den beiden Fragestellungen: Was passiert mit dem gigantischen Müllansammlungen in den Meeren? Was passiert mit den Klimaflüchtlingen?

Das sind die beiden größten Umweltprobleme unserer Zeit. Wir müssen einen Weg finden, mit dem Klimawandel umzugehen und wir müssen uns dem weltweiten Plastikproblem stellen. Es wird von Vorteil sein, eine kombinierte Lösung beider Umweltprobleme zu finden. 

Wie genau kann das Plastik in Baumaterial umgewandelt werden?

Ganz einfach durch Recyceln oder durch Recyceln mit dem Zusatz von Faserstoffen im Gewebe, um daraus einen stärkeren Verbundbaustoff zu machen.

Ist das giftig?

Der meiste Plastikmüll, den wir vorgefunden haben, waren Lebensmittelverpackungen. Dieses Material ist sicher genug, unser Essen einzupacken, also ist es auch sicher genug, unser Baumaterial zu werden. 

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Ramon Knoester ©Yaël Temminck für ZOO magazine
Ramon Knoester

M. Arch., studierte Architektur und Städtebau an der Akademie Rotterdam, Niederlande. 2004 gründete er WHIM architecture in Rotterdam, wo er das Büro bis heute leitet. Berufliche Erfahrungen sammelte er als Architekt und Projektleiter bei KCAP architects & planners in Rotterdam, arbeitete im Design Team Villa Zebra an der Realisation des Kindermuseums Villa Zebra und u.a. bei den Hoenders Dekkers Zinsmeister Architekten als Projektleiter in Delft.

Fotos: WHIM architecture