Bücherspiegel

Jan Kaplický Drawings ©CIRCA Press, London

Jan Kaplický Drawings
Hg. David Jenkins
Texte von Ivan Margolius und Richard Rogers (engl.)
Grafische Gestaltung von Jean-Michel Dentand; 30 × 30cm, 212 Seiten, etwa 250 Strichzeichnungen und 50 Farbabbildungen, Hardcover
CIRCA Press, London, 2015, EUR 120.00
ISBN 978-0-9930721-0-9
 

Jan Kaplický (1937–2009) war eine Ausnahmeerscheinung in der internationalen Architekturszene. Er wächst in Prag in einem kunstaffinen Elternhaus auf, das politisch in Ungnade gefallen war. Für ihn ist es daher schwierig, an einer Architekturfakultät aufgenommen zu werden, und als 1968 die Armeen des Warschauer Pakts den Prager Frühling beenden, entscheidet er sich sofort für die Emigration. In London arbeitet er unter anderem für Richard Rogers und Norman Foster.
In der Tradition von Le Corbusier bezieht Kaplický seine Inspiration aus völlig unterschiedlichen Quellen – neben Natur, Kunst und Architektur studiert er die Designprinzipien von Flugzeugen und innovativen Fahrzeugen. Manche Aspekte überträgt er für eine ungewohnte Leichtigkeit in seine Architektur.
Auf Basis dieser Haltung gründen Jan Kaplický und David Nixon das Büro Future Systems, das in der ersten Phase für die NASA die technischen und konzeptionellen Grenzen der Architektur durch theoretische Projekte auslotet, die entweder als Wettbewerbsbeitrag entwickelt oder als Studie beauftragt werden oder die sich das Büro selbst gestellt hat. Realisiert werden nur wenige Projekte, aber als außerordentlich begabter und akribischer Zeichner entwickelt Kaplický auch eine eigenständige Darstellungsform: Aus seinen Skizzen erstellt er technisch inspirierte Grundrisse, Schnitte und Ansichten, oft auch ganz präzise Schnittaxonometrien. Diese erlauben es ihm, die räumliche Disposition darzustellen und technische Lösungen aufzuzeigen. Diese Art der Darstellung hat in der Technik Tradition, meist geht es um eine populärwissenschaftliche Erklärung des Aufbaus von z.B. Flugzeugen. Diese stilistische Anleihe verleiht den Architekturprojekten eine besondere Aura der Legitimität.
Die vorliegende Publikation versammelt viele dieser fantastischen Handzeichnungen aus den Jahren 1974–1994. Der periodische Aufbau des Buches und die umfassende Darstellung der einzelnen Projekte erlaubt es, tief in diese Gedankenwelt einzutauchen, der Kontinuität mancher Ansätze über viele Projekte hinweg zu folgen und dabei auch so manche bis dato unveröffentlichte Entwürfe zu entdecken.

DAVID PASEK

 

Architekturführer Amsterdam ©DOM publishers

Silke Heller-Jung
Architekturführer Amsterdam
Mit Fotos von Hans Zaglitsch
Softcover, 252 Seiten, 380 Abbildungen
Deutsch
Abmessungen: 134mm x 245mm
EUR 38,00 / CHF 49,90
April 2015, DOM publishers, Berlin
ISBN 978-3869223605
 

Dieser Architekturführer macht gleich auf den ersten Seiten Lust auf Amsterdam: Die ausgewählten Luftaufnahmen zeigen die alten und neuen Gebäude, die Dichte, den Verkehr und immer wieder das Wasser.
Denn zwei Konstanten ziehen sich durch die Geschichte Amsterdams: das Wasser und der wiederkehrende Mangel an Platz. Beide stellten die Bewohner im Laufe der Jahrhunderte immer wieder vor neue Herausforderungen und spornten zu neuen kreativen Lösungen an.
Der Leser macht sich zuerst auf die Reise durch die Amsterdamer Baugeschichte, die um 1270 beginnt. Die Stadt entwickelte sich durch die Jahrhunderte vom Fischerdorf zur kleinsten Metropole der Welt. Anders als in den meisten europäischen Städten fielen in Amsterdam nur wenige Gebäude den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Deshalb sind zahlreiche Prachtbauten aus dem 17.Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter der Niederlande, erhalten und werden in dem Architekturführer vorgestellt, genauso wie jene Gebäude, die in den letzten 20 Jahren entstanden sind, etwa die Amsterdam ArenA (1996), der Seniorenwohnkomplex Oklahoma (1997), das Wissenschaftsmuseum Nemo im alten Hafen (1997), der transparente Passagierterminal (2000), das ING-House (2002) oder der spektakuläre Neubau des Filmmuseums EYE (2012).
Das alles und noch viel mehr transportiert dieser Führer, der nach Stadtteilen aufgeteilt ist. Er fängt mit dem kleinteiligen alten Zentrum und dem Grachtengürtel an. Die wichtigsten städtebaulichen Entwicklungen werden vorgestellt. Die Autorin führt durch den alten Hafen, zu den westlichen und östlichen Hafeninseln, bis hin zum neuen Stadtteil Ijburg, der auf künstlich aufgeschütteten Inseln entsteht. Dabei wird dem Leser klar, wie dem Wasser Land und Fläche abgewonnen werden und wie der mühsam errungene Platz maximal genützt wird. Die präsentierten Projekte sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Jedes Objekt ist mit einem QR-Code versehen und macht dessen Lage auf dem Smartphone auffindbar. Kurz: ein moderner, informativer und logisch aufgebauter Architekturführer.

Jennifer Lynn Karsten