Editorial

Liebe Leserin, Lieber Leser!

Gespräche über die Zukunft der Stadt, über unser Zusammenleben, ausgehend von Wien. An drei aufeinanderfolgenden Tagen 21 Architekten und Architektinnen, Stadtplaner, Politiker, Investoren, Beamte und Innovations­forscher am Tisch: Adolf Andel, Herbert Binder, Christoph Chorherr, Elke Delugan-Meissl, Roman Delugan, Jakob Dunkl, Josef Fröhlich, Ernst Fuchs, Bettina Götz, Marie-Thérèse Harnoncourt, Dieter Henke, Michael Hofstätter, Thomas Jakoubek, Rüdiger Lainer, Richard Manahl, András Pálffy, Max Rieder, Marta Schreieck, Klaus Stattmann und Hannes Stiefel. Wolf D. Prix und ich haben die Gespräche moderiert. Eine Herausforderung.
    Manchmal waren die Gespräche so intensiv und die Stimmen derart durcheinander, dass ich mich bei der Aufzeichnung beinahe ins Aufnahmegerät verflüchtigt hätte. Dabei erinnerte ich mich zwischen den verschiedenen Aggregatzuständen, die ich wohl erreicht haben musste, an die Ursonate von Kurt Schwitters. Nur einmal ist es mir passiert, zwei Stimmen zu verwechseln. András Pálffy möge mir verzeihen! Die Urversion der Gespräche fasst 150 Seiten, die spannend zu lesen, authentisch, klug, sensibel und humorvoll zugleich sind. Sie erscheint in Buchform.
    Urbanität ist das Thema der Zukunft. Städte wachsen weltweit. Stadt ist ein lebendiger Organismus, ständig in Bewegung. Was aber ist das, was man das urbane Gefühl nennt? Sprechen wir über die Stadt und das, was sie zusammenhält, kommen wir nicht umhin, über unser Zusammenleben nachzudenken. Wie also unser Miteinander, unsere Zukunft gestalten, wie Stadt planen? Stadtteile entwickeln? Stadt erweitern? Städte bauen? Wie die Bodenfrage regeln? Was ist eine Potenzialimmobilie? Ein brennendes Thema, heute und morgen, ein brisantes Thema, von der politischen Bühne zu den Investoren, Planern, Architekten hin zu den Citoyens, die wir alle sind! Legistisch verankert und einzementiert. Stadt ist der Spiegel unserer Gesellschaft. Haben und brauchen wir ein Bild von der Stadt? Eine Metaebene? Die Stadt ist nicht ausbaufähig ohne Ahnung, Vision, Innovation. Wann aber kommt dies in Gang? Innovations­forscher Sepp Fröhlich vom Austrian Institute of Technology, AIT, fördert Lesenswertes zutage. Wie groß ist dabei der Mut, Risiken einzugehen? Was aber, wenn Stadtplanung und -erweiterung ohne Mut und jede Vision erfolgen? Was, wenn ein Masterplan der Stadt den Rücken kehrt? Was, wenn Monokulturen entstehen, Bauvorschriften mit immer neuen Normen die einst progressiven Ideen von „Licht, Luft und Bewegung“ schlicht unmöglich machen? Es bleibt spannend. Hier, jetzt und immer. Und jetzt mitten hinein!

Mit Lust an und in der Stadt, Ihre QUER-Redaktion

DORIS LIPPITSCH