Transformed on A5

Eine künstlerische Performance von michele van hogen auf dem soeben eröffneten neuen Abschnitt der Transeuropäischen Nordautobahn A5, die Ost- mit Westeuropa verbindet.

Von Günter Fuhrmann

„Ich wollte den Puls fühlen.“ – Mit diesen Worten beschreibt der Künstler michele van hogen seine neueste Arbeit. Dem Puls der Plastik Autobahn näherte er sich technisch mit seinem künstlerischen Lieblingsmedium, dem klassischen Tiefdruck, den er in der goldenen Stadt Prag gelernt hatte. Dort stieß er auch auf den tschechischen Künstler Vladimir Boudnik, der ihn in der Grafik stark beeinflusste.

Zu TRAnsformed on A5, zur Autobahn. Das Wort autos kommt aus dem Griechischen und bedeutet selbst, das lateinische Wort mobil ist Synonym für Bewegung. Geistige Beweglichkeit, die aus sich selbst heraus entsteht und in Geschwindigkeit umgewandelt wird. So entsteht aus Verbindungen (Verkehrsnetzen) öffentlicher Raum. Kunst im öffentlichen Raum nennt michele van hogen die Museen der heute in ihren verschiedenen Kulturen lebenden Menschen.

Michele van Hogen - Transformed on A5 ©Foto: © Bono NoVosad

Foto: © Bono NoVosad
 

Zur Realisierung des Projektes auf der Nordautobahn A5 benötigte er viel Überzeugungskraft und ebenso viele Genehmigungen. Die Nordautobahn A5 verbindet Wien mit der Tschechischen Republik und entlastet viele Gemeinden und Städte. Sie ist keine neue Route sondern ein weiterer Ausbau dieser Verbindung. Eine Urenkelin der Bernsteinstraße. Sie folgt vielmehr einer uralten europäischen Transversalen, einer Verbindung zwischen Ostsee und Adria. In diesem Korridor verlief in der Antike die Bernsteinstraße, ein Handelsweg, über den fossiles Harz via Carnuntum nach Aquileia brachte transportiert wurde. Im Mittelalter verband dort die schlesische Straße Wien mit den polnischen Königsstädten. Anfang des 18. Jahrhunderts beauftragte Kaiser Karl VI. den Bau von fünf Kaiserstraßen, die seine Hauptstadt mit den wichtigsten Städten des Habsburgerreichs verbinden sollten – die Landstraße nach Ungarn, die Triester, Linzer, Prager und Brünner Straße. Letztere führte über die mährische Metropole weiter nach Norden, bis nach St. Petersburg.


Mit einer 20 Tonnen Straßenwalze druckte van hogen, der seine Kunst ‚mythart‘ bezeichnet, auf der A5 grafische Blätter (Tiefdruck auf Papier). Der technische Teil der Performance wurde penibel recherchiert. van hogen wusste vorab nicht, wie sich das Material bei diesem Druck verhält. Die Metallmatrize und das spezielle Papier wurden dabei in mehrere Schichten von Filz und Kunststoffmatten eingebettet. Die ‚Erfühlung‘ der Ader der Transeuropäischen A5 ist gelungen, während der drei Druckgrafiken entstanden sind. – Frank Emanuel Kremel, Elias Breitenstein


Schon bei seinen früheren Aktionen und Performances waren michele van hogen Statements wichtig, wie beispielweise bei dem Projekt Temelín, 2000, in der Tschechischen Republik. In jener Zeit, in der Länder um nachhaltige Energiegewinnung stritten, setzte michele van hogen mit einer provokanten, nicht genehmigten Performance vor den Kühltürmen des Atomkraftwerks bewusst ein Zeichen und lud zur Diskussion ein. Sein Statement war das Recht auf Energie, Bildung und Information.

2001 folgte das Friedensprojekt projekt pax, das in der Tschechischen Republik begonnen und in Österreich, im Familienschloss der Baronin Bertha von Suttner, fortgeführt wurde. Suttner erhielt für Die Waffen nieder als erste Frau den Friedensnobelpreis. Die letzten Stationen dieser Ausstellungsserie waren die Klagemauer und Grabeskirche in Israel.

Titelbild: © Ludmila Oll