Editorial

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER!

Der Jahrhundertarchitekt Oscar Niemeyer (1907–2012), zentrale Figur der modernen Architektur Brasiliens, bezeichnete sich selbst nie als Teamarbeiter, er war ein Visionär. Schon früh entwickelte er ein ausgeprägtes Bewusstsein für gesellschaftliche Zustände: Seinem Großvater war sein Vorsitz am Obersten Gericht nicht zu Kopf gestiegen. Das Klassenbewusstsein seiner Großmutter lehnte er hingegen entschieden ab, das sich alleine im Umgang mit dem Hauspersonal manifestierte. Der erste Entwurf mit weit gespannten Dächern und Gebilden war für ihn fast programmatisch, unverkennbar Teil der Ära Raumschiff Enterprise. Nicht das Detail, das überließ Niemeyer gerne anderen. Die nächste Stufe der Utopien war die „schönste Hauptstadt der Welt“, Brasilia: Tom Cervinka berichtet.
     Die Faszination für Technologien spiegelt sich in den Zeichnungen des britischen Künstlers Steven C. Harvey wider. Atemberaubend schön und beunruhigend ist seine Serie Vehicles. Panajota Panotopoulou unterhielt sich mit ihm über Fortschritt und menschliche Hybris. Sputnik Produktion berichtet im dritten Teil der Serie Wettlauf im All über den Raumfahrtpionier Hermann Noordung, das kürzlich eröffnete slowenische Kulturzentrum Cultural Centre of European Space Technologies sowie Rohstoffe im All. Die brasilianische Weltraumexpertin und UN-Delegierte Ana Cristina van Oijhuizen Galegho Rosa zeichnet in ihrem Essay Space 2062 ein Szenario der kommenden Raumfahrt, das wie Sci-Fi anmutet, aber längst Teil unserer Gegenwart ist. Das ESA Topical Team Arts & Science, kurz ETTAS, stellt sich vor.
     Über die Welt des Schalls informiert Christoph Hauzenberger. Warum Tageslicht das beste Licht ist, das wir haben, berichtet Architekt und Lichtforscher Gregor Radinger von der Donau-Universität Krems, Architekt Heinz Neumann über die Unsitte, internationale Stararchitekten anzustrengen und darüber, warum er Wettbewerbe nicht mag. Gerüche in unseren Städten, damit beschäftigt sich Sissel Tolaas in ihrer Forschungsarbeit. Jennifer Lynn Erdelmeier unterhielt sich mit ihr in Berlin. Die Performance in der Kunst ist kaum neu, nun hält sie Einzug in die Architektur, Sabine Pollak berichtet. Über Mobilität und die Zukunft unserer Städte hat sich Jana Reiter in Mumbai umgeschaut. Die Architektengruppe CRIT liefert interessante Lösungsansätze. Anfang 2013 erfolgt der Spatenstich für den Tower of Power in Wien-Brigittenau, die erste große E-Ladestation für mehrere Elektrofahrzeuge.
     Das Umspannwerk von Nord Architecture auf dem Olympiagelände im Londoner East End erhielt den diesjährigen Brick Award in der Kategorie Nicht-Wohngebäude. Der Monolith überzeugt durch schlichte Eleganz. Gisela Gary berichtet von einer unglaublich bunten Vielfalt in der Metropole an der Themse.

Mit Lust am Space, ihre QUER-Redaktion

DORIS LIPPITSCH