Campus WU: Baukunst auf höchstem Niveau

Von der Aussichtsplattform des Infopoints eröffnet sich ein großartiger Blick über die gesamte „Riesenbaustelle“. Das Gelände der neuen Wirtschaftsuniversität Wien – kurz Campus WU – zwischen Prater und Messegelände ist in mehrere Baufelder geteilt – das Learning and Library Center, LLC, geplant von Zaha Hadid Architects, ist das markanteste Gebäude des Großprojekts. Bereits von weitem zeichnet sich der schräge Baukörper ab.

Die Bauarbeiten für das größte heimische Universitätsprojekt und zugleich eines der spektakulärsten Bauprojekte Österreichs laufen auf Hochtouren. „Die Fertigstellung ist für Frühling 2013 geplant, der offizielle Start des Universitätsbetriebs mit Herbst 2013. Wir liegen perfekt im Zeitplan und ich bin stolz, dass wir mit der WU Wien einen dermaßen anspruchsvollen und komplexen Campus realisieren können. Die Koordination der einzelnen Baufelder, der zeitgleiche Bauablauf wie auch die Logistik auf der Riesenbaustelle sind eine große Herausforderung für das gesamte Projekt-Management – denn die Anforderungen der Architektur sind höchst unterschiedlich“, erklärt Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft, BIG.

     Gleichermaßen aufwendig gestaltete sich die Vorplanung für den Campus. Der internationale zweistufige Architekturwettbewerb für den Campus WU wurde im Herbst/Winter 2008 – im Auftrag der Projektgesellschaft WU Wien Neu GmbH, einer Tochtergesellschaft von BIG und Wirtschaftsuniversität Wien – zeitgleich für mehrere Gebäudekomplexe durchgeführt. Die diesem Wettbewerb zugrunde liegende Masterplanung stammt von BUSarchitektur, unter der Leitung von Laura Spinadel. Der Masterplan gibt für den neuen Universitätscampus auf einem rund 90.000 Quadratmeter großen Areal die Infrastrukturplanung und Freiflächengestaltung vor und teilt das Gesamtprojekt in sechs Baufelder, mit einer gesamten Nettonutzfläche von ca. 100.000 Quadratmeter.

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     ÜBERGEORDNETES KOSTENMANAGEMENT
„Vor allem bei einem Projekt in dieser Größenordnung hat das Kostenmanagement oberste Priorität. Der Budgetrahmen ist eng, die strenge Einhaltung der Kosten ist eine absolute Vorgabe für die Planer und funktioniert hervorragend“, so Weiss. Vasko + Partner Ingenieure zeichnet als Generalkonsulent gemeinsam mit BUSarchitektur für die Generalplanung des Campus verantwortlich. Die gründliche Vorbereitung des Projekts hat sich gelohnt, wie Iris Adlassnig, Projektleiterin seitens Vasko + Partner, bestätigt: „Wir sind seit Beginn der Vorbereitungen zum Architekturwettbewerb im Sommer 2008 in Kooperation mit BUSarchitektur als Generalplaner eingebunden. Diese Vorgangsweise gewährleistet dem Bauherrn die strikte Einhaltung der Kosten-, Termin- und Planungsvorgaben sowie einen reibungslosen Ablauf des Projekts.“

     Die Tätigkeitsfelder von Vasko + Partner umfassen die fachliche Zusammenarbeit insbesondere in puncto technische Gebäudeausrüstung, Tragwerksplanung, Brandschutz und Bauphysik und die Unterstützung von sechs internationalen Architekten vom Vorentwurf bis zur Einreichung. Seit Beginn der Ausführungsvorbereitung und im Zuge der Ausführung ist Vasko + Partner nunmehr für die Ausführungsplanung aller Baufelder, mit Ausnahme der von BUSarchitektur betreuten Baufelder O1, Hörsaalzentrum, und der Freiflächen, zuständiger Generalplaner. Die künstlerische Oberleitung wird weiterhin durch die internationalen Architekten wahrgenommen.

     NACHHALTIGKEIT UND ÖGNI-ZERTIFIZIERUNG
Technisch baut die neue WU auf ein einzigartiges Konzept auf, die Vorgaben an Energieeffizienz sowie ökologische Nachhaltigkeit sind dementsprechend hoch. Die neue WU gilt bereits jetzt als Vorzeigeprojekt und strebt für alle Baufelder ÖGNI-Zertifizierungen an. „Eine ausgeklügelte, campusübergreifende Gebäudetechnik war von Anfang an einer der Planungsschwerpunkte. So erfolgten bereits im Zuge des Architekturwettbewerbs Energiekonzept-Vorgaben für die einzelnen Gebäudekomplexe. Mit dem Campus legen wir die Latte für nachfolgende Projekte in puncto Nachhaltigkeit hoch“, freut sich Weiss.

     Alle Gebäude erhalten eine zentrale Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Einen Teil dieser Mess-, Steuer- und Regeltechnik stellt das Bussystem der Brandschutz- und Brandrauchsteuerklappen dar und ist in seiner Dimension eines der größten Systeme Europas. Die Energieversorgung der Gebäude erfolgt primär durch thermische Nutzung des Grundwassers mit einer Kälte-/Wärmeleistung von rund drei Megawatt. „Die Wärme-/Kälteversorgung wird zum überwiegenden Teil von rund 65 Prozent über die ressourcenschonende, thermische Grundwassernutzung sichergestellt“, erklärt Günther Sammer, Gesamtprojektleiter für die Gebäudetechnikplanung von Vasko + Partner. Zur Spitzenlastabdeckung dienen Kompressionskältemaschinen, die im Heizungsfall als Wärmepumpen eingesetzt – und somit doppelt genutzt – werden.
     Eine Besonderheit ist auch die Grundwasserpumpe, die als Spitzenlast immerhin 150 Liter Grundwasser pro Sekunde liefert und somit die größte Anlage dieser Art in Wien ist.

     IM GLEICHGEWICHT DER KRÄFTE
Eine besondere Leistung liegt bei den Bauausführenden, die entscheidend zur perfekten Umsetzung der architektonischen Entwürfe beitragen. „Die Schalungsarbeiten der Sichtbetonbauteile beim LLC versetzen selbst erfahrene Bauprofis in Staunen. Kaum ein rechter Winkel, ungewöhnliche Neigungen – und dennoch ein perfekter Sichtbeton in einer qualitativ hochwertigen Ausführung durch das Bauunternehmen, der auch den hohen Erwartungen und Forderungen des Architekten gerecht wird“, erklärt Iris Adlassnig.

     Für die spektakuläre Auskragung des LLC tüftelte Vasko + Partner an den statischen Berechnungen der Stahlkonstruktion und schuf so die Basis für die Realisierung der ungewöhnlichen Form des LLC. Die gesamte Stahldachkonstruktion liegt auf dem sogenannten Canyonträger, der freitragend über 80 Meter lang auf rund 17 Meter Höhe schwebt. Der vorgefertigte Träger wurde in acht Teilen angeliefert – das Einheben der Teile passierte meist abends oder nachts, unter höchsten Sicherheitsbedingungen. Die schwebende Konstruktion des LLC endet letztlich auf rund 30 Meter Höhe. UNKONVENTIONELL UND ANSPRECHEND Insgesamt entstehen auf dem Campus WU 90 Hörsäle und Seminarräume mit rund 5.800 Plätzen für die Studenten, sowie 3.000 Arbeitsplätze in Lernzonen und Projekträumen. „Die WU und die Bundesimmobiliengesellschaft haben gemeinsam als Projekterrichtungsgesellschaft mit dem Neubau des Campus Wirtschaftsuniversität ein spannendes Vorzeigeprojekt gestartet, das die Wissensgesellschaft in Österreich nachhaltig prägen wird“, ist Heinz-Peter Rausch, Projektverantwortlicher der Wirtschaftsuniversität Wien seitens Vasko + Partner, überzeugt.
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