Anspruch und Qualität in Gebautes übersetzen

Mit Francisco Mangado kam ein Lehrender aus Leidenschaft, ein Gestalter mit Mut und ein Bewahrer mit Fingerspitzengefühl für eine Lecture nach Graz. Der spanische Architekt sprach über die Herausforderung, Altes und Neues zu verbinden, Verantwortung zu übernehmen und dennoch neue Wege zu gehen. In Spanien gilt Mangado seit dem Bau des Kongresszentrums und Auditoriums Baluarte in Pamplona (1999-2003) als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Architekten.

Von Susanne Ary

Francisco Mangado bei den November Talks 2017 © Foto: Marius Sabo

Francisco Mangado bei den November Talks 2017 an der TU Graz / Foto: © Marius Sabo
 

„Zu Hause wäre es mir langweilig geworden“, gesteht Francisco Mangado, der seinen Vortrag an der TU Graz wegen seines verletzten Beins im Sitzen hält. Es scheint, als könne nichts seine Energie bremsen, ihn nichts davon abhalten, seine Gedanken, Thesen und bauwerkgewordenen Ideen zu präsentieren. „Als Architekten haben wir eine große Verantwortung, auch als Lehrende“, beginnt er einleitend, berichtet von seinem Vorhaben, eine Post-Graduate-Universität zu gründen. Dass die Architektur von einem fast künstlerischen Anspruch weg immer mehr zu einer ökonomischen Tätigkeit wird, bei der der Architekt zu einem „Fassadenberater“ wird, moniert der ehemalige Wirtschaftsstudent mit Leidenschaft. 1957 in Navarra geboren, schloss der Spanier sein Architekturstudium 1982 ebendort ab. „90 Prozent der spanischen Architektur ist verloren“, meint er. Anspruch und Qualität in Gebautes zu übersetzen, das sei der Hauptauftrag moderner Architektur.

Mangado - Baluarte ©Roland Halbe

Mangado - Baluarte - Innenansicht ©Foto: Roland Halbe

In Spanien gilt Francisco Mangado seit dem Bau des Kongresszentrums und Auditoriums Baluarte in Pamplona (1999-2003) als einer der wichtigsten zeitgenössischen Architekten. / Fotos: © Roland Halbe
 

Mit dem Archäologiemuseum von Álava im historischen Baskenland mit seiner Hauptstadt Vitoria-Gasteiz zeigt Francisco Mangado eine Intervention in der Altstadt aus dem Mittelalter, die einen neuen Akzent setzt und dennoch gleichzeitig die Umgebung respektiert. Das L-förmige Konzept brachte Mangados Büro den Wettbewerbssieg. Es schmiegt sich mit Kontinuität an die bestehenden Gebäude an, die Fassade ist pure Struktur, vertikale Lamellen-Elemente – das Mangado-Markenzeichen – umfließen das Gebäude. „Der Eingangsbereich ist ein offener Raum“, sagt der Architekt, „die Besucher sollen die Atmosphäre des Baus einatmen können.“ Innen wie außen dominiert die Farbe (Fast-)Schwarz.

Francisco Mangado - Archeological Museum of Alava - Innenansicht ©Foto: Roland Halbe

Francisco Mangado - Innenansicht des Archeological Museum of Alava / Foto: © Roland Halbe
 

Dunkle, vertikale Boxen wirken wie ein Setzkasten, geometrisch, aber dank der Holzstruktur nicht zu hart. Schräge, weiß illuminierte Kuben durchbrechen die Räume, spiegeln sich an der hölzernen Decke und am Boden, Skylights saugen natürliches Licht in den Raum. „Ich möchte Intimität und Nähe schaffen. Und Neugier auf die Exponate wecken, gerade bei Kindern“, erzählt Mangado.

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Francisco Mangado - Asturias Fine Arts Museum - Innenansichten ©Fotos: Pedro Pegenaute

Francisco Mangado - Asturias Fine Arts Museum, Oviedo / Fotos: © Pedro Pegenaute
 

Zweideutigkeit des Baus durch Verbindung von alt und neu

Ein weiteres Museumsprojekt, das Museum für Bildende Kunst in Oviedo in der Provinz Asturia, treibt die Annäherung moderner Architektur an historische Bestandsbauten auf die Spitze. Als eines der wichtigsten Museen des Landes sollte es inmitten von bestehenden Bauten aus verschiedenen Epochen stehen. Ein Abriss des Bestands hätte die Zerstörung von sieben Gebäuden und damit das Ende einer ganzen historischen Straße bedeutet. Francisco Mangado gewann auch diesen Wettbewerb – mit einer radikalen Idee: Die historischen Fassaden sollten wie die Kulissen einer Westernstadt bestehen bleiben. Die ausgeweideten Fenster geben den Blick frei auf das, was sich dahinter verbirgt.

Der ganze Artikel unter: www.fassaden-blog.at
Mehr über Francisco Mangado unter: www.fmangado.es

Titelbild: Francisco Mangado - Außenansicht des Archeological Museum of Alava / Foto: © Roland Halbe