Viribus Unitis

Von Design10 zu Re-Design10. Humorvoll, poetisch, mitunter kontrovers – Neue Sichtweisen für einen Dialog mit zeitgenössischem Design und historischen Museumsobjekten. Jene zehn Designer, die sich schon bei der ersten Vienna Design Week vor zehn Jahren präsentierten, stellen nun der historischen Sammlung wieder jeweils einen Entwurf gegenüber.

OFFEN FÜR DESIGN-ABENTEUER

Primäre Aufgabe des Hofmobiliendepots in der Andreasgasse ist, die traditionsreiche Hof- und Möbelkunst Österreichs aufzuarbeiten. Die Konfrontation mit zeitgenössischem Design erweitert die Perspektive der permanenten Sammlung um Design, das die gute Tradition der Wiener Wohn- und Möbelkunst bereichert. Das Möbel Museum Wien ist eine der wesentlichen Anlaufstellen in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart des Designs. „Zehn Designschaffende hatten wir eingeladen, an einem Experiment zum Thema Handwerk und Design teilzunehmen, den Passionswegen, die dem Festival mittlerweile internationales Renommee eingetragen haben“, so Lilli Hollein, die das Festival mit Tulga Beyerle und Thomas Geisler gründete, um das Augenmerk konzentrierter auf eine lebendige österreichische Designszene zu richten. Das Hofmobiliendepot ist in der Zwischenzeit zu einem bekannten Designtreffpunkt herangewachsen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten bietet es dem zeitgenössischen österreichischen Möbeldesign eine Plattform und Platz für Interventionen und neue Möbel. Damit gibt es in Österreich erstmals einen festen Sitz für österreichische Möbeldesigner. 2013 wurde die Wachsende Sammlung eröffnet, in der junges österreichisches Design ab 2000 gezeigt wird.

VIRIBUS UNITIS

Seit Jahren arbeitet das Hofmobiliendepot mit Designstudios, Unternehmen und Kultureinrichtungen zusammen, jeden Herbst Designgeschichte fortzuschreiben, dieses Jahr mit der Vienna Design Week. Viribus Unitis – mit vereinten Kräften, so das Credo der Ausstellung, das auch vor langer Zeit schon Kaiser Franz Joseph I mundete. Sein 100-jähriger Todestag ist Ausgangspunkt für eine Ausstellung zu seinem Leben und Wirken und zugleich das Motto auch für die Re-Design10. Zehn Stationen wurden im Rundgang vom Label Walking Chairs gestaltet – ein Dialog zwischen kaiserlicher Wohnkultur und zeitgenössischem bzw. zukünftigem Design.

VON THONET BIS EOOS

Das Hofmobiliendepot wurde 2008 eröffnet, und die Einrichtung der k.u. k. Hof- und Staatsdruckerei von Josef Hoffmann und das Speisezimmer aus der Wohnung Stössler von Adolf Loos hatten schon damals zentrale Positionen  – neben Möbeln von Roland Rainer, Carl Auböck, Luigi Blau und Hermann Czech gerade noch Raum für Neuerwerbungen. Ein Jahr später kam die Wohnung der Keramikkünstlerin Lucie Rie hinzu, die von Ernst Plieschke entworfen worden war. Nach vielen Ausstellungen und angekauften Objekten ist mit Walking Chair und EOOS die unmittelbare Gegenwart erreicht. Die Sammlung wurde vor acht Jahren neu gestaltet, und 2013 musste neuer Raum für zeitgenössisches Design der 2000er geschaffen werden. Die Sammlung wächst beständig weiter.

DESIGN HEUTE

Hat Design die Aufgabe, immer neue Produkte auf den Markt zu bringen oder vielmehr, eine bewusste Auseinandersetzung mit den vorhandenen anzuregen? In der Ausstellung wird die Bedeutung zur Diskussion gestellt. Allen zugrunde liegt die Frage, welche Aufgaben diese Gegenstände fernab praktischer Gebrauchsfunktion für uns erfüllen. Gab es vor zehn Jahren kaum eine Bühne für zeitgenössisches österreichisches Design, haben die Vienna Design Week, das Designlabor im MAK und Hofmobiliendepot entscheidend dazu beigetragen, dass Design heute stärker ins Bewusstsein rückt. Ein guter Teil der Designszene ist im Kunst- und Kulturbereich mit großer Nähe zum Handwerk verankert. Wünschenswert wäre eine bessere Vernetzung mit der Industrie und ein größeres Interesse an Design im öffentlichen Bereich.
 

Viribus Unitis – Die Intervention von zeitgenössischem Design in der Dauerausstellung des Hofmobiliendepots Wien ist bis 15. Jänner 2017 geöffnet.

www.hofmobiliendepot.at

Hofmobiliendepot, Andreasgasse 7, A-1070 Wien

Titelbild: dolfi von Patrick Rampelotto, 2015, Material O&M Foam: „dolfi, der Knieschwimmer von Adolf Loos ist ein wunderbar eigenartiges Möbel. Ihm stelle ich den Knieschwimmer dolfi gegenüber, eine Interpretation davon“, Patrick Rampelotto, geb. 1978 in Vipiteno, Italien. Arbeitet und lebt in Wien. / © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Foto: Ditz Fejer