Hunger nach Energie

Am Anfang der Ausstellung Die Zukunft der Stadt im Technischen Museum Wien stand die Überlegung: „Die Stadt kommt ins Museum, aber wie das Museum in die Stadt?“

Von Alexander Veiter

Daraus entwickelte sich die Idee, aus dem Museum hinauszugehen, mit Menschen in Kontakt zu treten, die „wir vielleicht im TMW sonst nicht erreichen würden“. In der Außenstelle urban power im Tiergarten Schönbrunn wird das Publikum mit möglichen Szenarien einer Energiewende konfrontiert und kann sich aktiv daran beteiligen. Städte sind heute meist abhängig von einigen wenigen großen zentralen Kraftwerken. Die Außenstelle „urban power“ im Tiergarten Schönbrunn thematisiert hingegen die Vision einer Stadt, die sich selbst mit Energie versorgen kann – die „Stadt als Kraftwerk“. Zunächst wird ein utopisches Zukunftsbild entworfen: Die Stadt lebt in einer Balance mit ihrer Umgebung. Viele erneuerbare Energiegewinnungspotentiale werden direkt im Stadtgebiet genutzt, die Stadtbewohner erzeugen mit Hilfe von Energy Harvesting Technologien die benötigte Energie für ihre Alltagsgeräte selbst. Auch von Natur und der Tierwelt hat sich der Mensch einiges abgeschaut.

Als Gegenentwurf dazu ein düsteres Szenario, das allerdings weltweit in vielen Städten längst traurige Realität ist: Stellen Sie sich einfach vor, dass Wien nicht mehr gänzlich mit Strom versorgt werden kann und einzelne Stadtteile regelmäßig stundenlang ohne Strom auszukommen haben.

Eisbär im Tiergarten Schönbrunn ©Dominik Guggenberger

Eisbären spüren die negativen Folgen unseres Umgangs mit Energie.
Sie sind ganz besonders vom Klimawandel betroffen. / © Foto: Dominik Guggenberger


Im Gegensatz zur Tier- und Pflanzenwelt, die der Besucher im Tiergarten Schönbrunn bestaunen kann, leben wir Menschen zum überwiegenden Teil nicht mehr im Gleichgewicht mit unserer Umwelt. Wir verbrauchen jedes Jahr weit mehr Ressourcen, als uns der Planet langfristig zur Verfügung stellen kann. Speziell unser Hunger nach Energie hat fatale Konsequenzen. Wie sieht also eine mögliche nachhaltige Energieversorgung aus und was kann dabei auch alles schief laufen?

Wem gehört dann eigentlich die Energie und wer entscheidet über ihre Verteilung? Die Besucher der Außenstelle werden aufgefordert zu entscheiden, welche Stadtgebiete mit Strom versorgt werden und welche nicht. Damit soll darauf hingewiesen werden, dass Energiepolitik oft auch mit einer Verteilungsfrage verknüpft ist. Das Ergebnis dieser Abstimmung wird in den Ausstellungsteil urban energy im Museum übertragen.

Wie Städte in Zukunft mit Energie umgehen, ist nicht nur für uns Menschen wichtig, sondern nimmt direkten Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt. Können Eisbären in 20 Jahren noch in freier Natur leben oder nur noch in klimatisierten Gehegen von Tiergärten?

Mehr unter: www.technischesmuseumwien.at