OLAFUR ELIASSON - „Hinter die Sonne gehen“

Eine Reflexion über das Sonnenlicht, unsere Wahrnehmung und darüber, wie sehr der Kulturbetrieb unsere Erwartungshaltungen beeinflusst. Eliassons Werke arbeiten mit Kulissen und schauen dabei gerne dahinter.

Olafur Eliasson The weather project ©QUER

The „Weather Project“, 2003, Tate Modern, London. Lichtbündel in Monofrequenzen, Projektions- und Spiegelfolien, Nebelmaschinen, Aluminium und Gerüst.

Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson arbeitet mit Installation, Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Film. Seine von der Kritik gefeierten Einzelausstellungen waren seit Ende der 1990er Jahre in den großen Museen zu sehen, wie im Museum of Modern Art in New York, auf der Biennale in Venedig und in der Tate Modern in London. Dort wurde 2003 sein The Weather Project in der Turbinenhalle installiert. Es zeigt wie wir unsere Welt wahrnehmen. Über zwei Millionen Besucher kamen, um sich diese Ausstellung anzusehen. Eliasson wollte mit dem Projekt „ein Stück London in die Tate Modern bringen und einen Teil davon wieder mit dem Besucher zurück in die Stadt“. Was hatte Eliasson thematisiert? Die Sonne in der Tate Modern, mit Turbinen generiert, und damit die Möglichkeit, „hinter die Sonne zu gehen“, um Maschinen sehen zu können, die Feinstaub produzieren“. Um aufzuzeigen, was zwischen dem, was man sieht und dem, was kulturell in einem Museum produziert wird bzw. unsere Erwartungshaltungen steuert, liegt: die Reflexion über das Sonnenlicht bzw. das Wetter, über unsere Wahrnehmung und wie sehr der Kulturbetrieb diese beeinflusst und welcher Stellenwert dabei der Erfahrung zukommt, die sich in ständigem Fluss befindet. Wesentlich dabei ist, dass Wetter unberechenbar ist und nicht von Menschenhand gesteuert werden kann. Sein 1995 gegründetes Berliner Studio zählt heute an die 90 Mitarbeiter. Gemeinsam mit Eliasson experimentieren sie, entwickeln und produzieren Kunstwerke und Ausstellungen, archivieren und vermitteln Eliassons Werke. Derzeit ist er außerordentlicher Professor an der Alle School of Fine Arts and Design in Addis Abeba, Äthiopien. Seit 2012 führt er, gemeinsam mit dem Techniker Frederik Ottesen, das Social Business Little Sun, das Solarleuchten für Gemeinden ohne Stromanschluss erzeugt und vertreibt.
2014 gründete Eliasson gemeinsam mit dem Sebastian Behmann Studio Other Spaces, das sich besonders auf interdisziplinäre und experimentelle Architektur und Projekte im öffentlichen Raum konzentriert. Eliasson lebt und arbeitet in Kopenhagen und Berlin.

OLAFUR ELIASSON ©© Anders Sune Berg

Die Ausstellung BAROQUE BAROQUE zeigte Werke des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson aus zwei privaten Sammlungen – der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21) und der Juan & Patricia Vergez Collection, Buenos Aires –, im prunkvollen Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736).

Die Ausstellung BAROQUE BAROQUE im Winterpalais des Prinzen Eugen spiegelte das Aufeinandertreffen von zwei Weltanschauungen und Kunstwerken aus zwei unterschiedlichen Epochen wider. Diese Begegnung forderte die Wahrnehmungsgewohnheiten der Besucher heraus und sollte anregen, die Wirklichkeit in ständiger Wandlung zu verstehen, als einen Prozess kontinuierlicher Verhandlung. Die Gegenüberstellungen erforschten die Beziehungen zwischen Objekt und Betrachter, zwischen Repräsentation und Erfahrung, kurzum, dem Tatsächlichen und Virtuellen. So entstand der Begriff des doppelten Barock – BAROQUE BAROQUE –, der das Historische mit Eliassons Konstruktion überlagert.

Eliassons Werke heben die Art und Weise hervor, wie Räume durch Geschichte und Tradition gebildet werden, und fordern zugleich die körperliche Erfahrung des Betrachters ein. Seine eigene Präsenz wird über Spiegelungen, Fragmentierungen und Umkehrungen im Raum wahrnehmbar gemacht.
Das Barock zeichnet sich durch eine große Offenheit aus. „Das ist sehr inspirierend für mich“, sagt Olafur Eliasson, diese Offenheit für fließende Übergänge zwischen Realitätsmodellen und der Realität an sich. Die Präsentation meiner Arbeiten im Winterpalais entstand aus der Überzeugung heraus, dass es möglich ist, Realität zu konstruieren; gestaltet nach unseren Träumen und Visionen und getragen von der Vorstellung, dass Konstrukte und Modelle genauso real sind wie alles andere.“