Carlotta de Bevilacqua

“Imagination is analysis, imagination is synthesis (…). It decomposes all creation, and, with the wealth of materials amassed and ordered according to rules whose origins can be found only in the deepest recesses of the soul, it creates a new world, it produces the sensation of something new.” Charles Baudelaire, “The Salon of 1859,” in Selected Writings on Art and Artists

Vom Laser zur LED, der light emitting diode

Die Laserstrahlung bzw. -technologie entwickelt sich in den 1960ern, sie basiert auf dem Quantenphänomen der von Strahlungen angeregten Emission, die Albert Einstein 1917 aufzeigt. Der Laser ermöglicht monochromatische Lichtbündel, die aus einer einzigen Frequenz bestehen. Laseranwendungen eignen sich für die Telekommunikation, Industrie und Medizin, auch in Kunst und Theater, oftmals in Verbindung mit Klangeffekten oder Konzerten, wie in den unvergesslichen Performances von Jean-Michel Jarre.

Houston ©Jean-Michel Jarre

Jean-Michel Jarre – Rendez-vous Houston, 1986 – „Lighting on stage, on the building with Laser“. 1.300.000 Zuschauer: „Is anybody out there?“. Charlotte Rampling: „A very unique moment!“

Daraus entwickelt sich Ende der 1990er die neue LED-Technologie. Mit dem Verständnis für die Interaktion zwischen Elementarteilchen aus Licht und Materie können erste LEDs entwickelt werden, die unser Leben radikal verändert haben. Die LED, light emitting diode, ist ein besonderer Diodentyp, der eine kleine Lichtmenge abgibt, wenn elektrischer Strom hindurchfließt. Im Vergleich zu herkömmlichen Glühbirnen kann mit LEDs erheblich an Energie eingespart werden. Anfangs nur in roter Farbe erhältlich, können heute alle beliebigen Farben erzeugt werden. Auch Weißlicht-LEDs werden mit hoher Leuchtkraft schon seit ein paar Jahren entwickelt. Vom rein technologischen Standpunkt erfüllt eine LED ihre Funktion perfekt, sie hat wie die Elektronik die Welt der Halbleiter eröffnet. Eine LED-Leuchte ist 80.000 Stunden wirksam und verbraucht 5-6 Mal weniger als eine Halogenleuchte oder eine Glühlampe.

Das Lichtprojekt The Spectral Light von den Schweizer Philippe Rahm Architectes wird 2015 im Showroom in der Via Manzoni in Milano präsentiert und ist besonders bemerkenswert.

The Spectral Light ©Philippe Rahm Architectes

The Spectral Light der Schweizer Philippe Rahm Architectes verbindet Leuchtdioden mit verschiedenen Wellenlängen und macht so das Lichtspektrum sichtbar. Sie basiert auf einer wissenschaftlichen Forschung an der Universität Genf über die Wahrnehmung des Lichtspektrums bei Menschen, Tieren und Pflanzen. „Jeder Leuchtkreis besteht aus monochromatischen Stäben, die dem Spektrum entsprechen, das von den verschiedenen Spezies wahrgenommen werden kann – ein Prinzip, mit dem jede Energieverschwendung vermieden werden kann. Das ist die Grundlage für eine neue Lichtkonzeption, die ökologischer und nachhaltiger, aber auch demokratischer ist und unsere Zukunft neu designen wird“, so Carlotta de Bevilacqua.

Bis 2017 sollen im Rahmen des NYC Street Design gelbe Halogenleuchten durch LEDs im gesamten öffentlichen Raum in New York ersetzt werden, um den ökologischen Fußabdruck (carbon footprint), die Emission klimaverändernder Gase, deutlich zu verringern. Das eröffnet neue Möglichkeiten in der Interaktion mit dem Licht und der Photonik, die als eine der zukunftsweisenden Technologien gilt. Auch wenn man diese Technologie nicht sieht, ist sie überall präsent. Das wichtigste Anwendungsgebiet ist die Kommunikation über Glasfaser. Neue Geräte und Sensoren werden für die Kommunikation und Beleuchtung entwickelt. Aktuell sind es Geräte, die nicht nur Licht sondern auch Daten übertragen können, das sogenannte optische WLAN. In einem Büro ist es dann denkbar, LED-Leuchten zu haben, die auch als Ethernet funktionieren.

An der Schwelle zu einer zweiten Revolution

Seit nunmehr 20 Jahren erforscht die Lichtindustrie den Aufbau des elektromagnetischen Spektrums, das auf alle Lebewesen wirkt und unseren Biohaushalt steuert. Dieser Aufbau ist die Grundlage für die physikalischen Eigenschaften in der LED-Technologie und ermöglicht eine neue Generation von Ressourcen schonenden Verfahren und Produkten, um der globalen Erderwärmung vorzubeugen. Lag der Verbrauch an elektrischer Energie in den 1960ern bei 100 Prozent, können heute schon 80–90 Prozent an Material und Ressourcen eingespart werden. Ein Großteil dieser Energie ist nicht sichtbar. „Energie können wir mit dem Begriff Verbrauch oder Konsum benennen“, so Carlotta de Bevilacqua. Mit der Funkübertragung und Faseroptik in der Technik, der Entwicklung der Informationstechnologien, modernen Webtechnologien etc. erfolgen heute technische Sprünge immer rascher. 2015 wird The Year oft he Light in New York ausgerufen, um weltweit das Bewusstsein für lichtbasierte Technologien und für Photonik zu zu schärfen. Die Photonik ist die Wissenschaft, die das Verhalten von Licht erforscht. „Sie wird unser Leben in den kommenden Jahrzehnten revolutionieren. Wenn das 20. Jahrhundert das der Elektronik war, wird das 21. Jahrhundert jenes der Photonik sein. Ihre Anwendungen sind schon heute in vielen Sektoren entscheidend, aber in den kommenden Jahren werden sie unser Leben und unsere Gewohnheiten immer tiefer verändern. Sie leiten die Ära der remoten Interaktion und des Internet of Things ein.“ (...)

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