Filigraner Faltenwurf für Bruckner-Uni

Ein beeindruckender, futuristischer Bau – Wie hauchzartes Krepp-Papier umhüllt die gefältelte, weiße Fassade die Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz, OÖ. Das Linzer Architekturbüro 1 ZT GmbH konnte den EU-weiten Architektenwettbewerb im Jahre 2008 für sich entscheiden. Wir unterhielten uns mit Architektin Susanne Seyfert über die Idee, die hinter diesem außergewöhnlichen Entwurf steckt und nun neue Heimat für angehende Musiker in Linz ist.

Die Anton-Bruckner-Privatuniversität liegt auf einer Anhöhe und thront erhaben über der Stadt. Welche Idee steckt hinter der städteplanerischen Eingliederung des Baukörpers in die Umgebung?

Susanne Seyfert: Unser Ziel war ein Gebäude, dem man seine musische Nutzung ansieht, das aber auch perfekt in die Umgebung passt. Der geschwungene, organisch geformte Baukörper liegt wie eine Skulptur oder ein Klangkörper im Park. Er schmiegt sich in die Kurve der Hagenstraße und öffnet sich zum alten schönen Baumbestand. Wir wollten diese herrliche Natur, das Besondere dieses Bauplatzes, für die Studenten nutzbar machen. Daher neigt sich das Gebäude zur Straße hin und schützt so seine Zugänge. Zum Park lehnt sich der Bau zurück und lässt Licht ein. Im Park kann eine Freilufttreppe für Außenkonzerte genutzt werden. Um dem Baukörper Größe zu nehmen, wird er von 365 hellen Lamellen umspielt, die das Gebäude mit dem umliegenden Baumbestand verschmelzen lassen.

bruckner-uni-matthias seyfert ©matthias seyfert

Die Anton-Bruckner-Privatuniversität wurde auf den ehemaligen Hagengründen am Fuße des Pöstlingbergs in Linz errichtet.

 

Auch im Gebäude selbst ist die Besonderheit des Bauplatzes spürbar – das bewegte Innere gibt immer wieder den herrlichen Ausblick auf die Stadt und Natur, d.h. den Pöstlingberg, frei. Schwungvolle, lichtdurchflutete und fließende Raumfolgen mit vielfältigen Blickbeziehungen überwiegen. Dadurch wirkt der Baukörper selbst wie ein Klangkörper, ein „Resonanzraum“, der anregen und inspirieren soll.

Diese Lamellenfassade ist die augenscheinlichste Besonderheit des Gebäudes. Welche Überlegungen stecken hinter dieser Fassadenform und wie wurden diese Entwürfe umgesetzt?

Das Lamellenkleid der Außenfassade war schon im Wettbewerb ein wichtiger Faktor. Diese Lamellen dienen nicht nur der Beschattung, sondern verleihen dem Gebäude Leichtigkeit und eine besondere, musische Note. Sie sind den Saiten eines Musikinstruments nachempfunden und umhüllen den Baukörper wie ein zarter Vorhang. Dadurch scheint dieser scheinbar mit der Landschaft und dem umliegenden Baumbestand zu verschmelzen. Zusätzlich dienen die Lamellen der Beschattung und der Lichtführung. Sie fangen seitliche, direkte Sonneneinstrahlung auch in den Wintermonaten ein und lenken das Licht weit in das Gebäudeinnere: So ist in den Räumen ganzjährig eine angenehme, diffus helle Lichtsituation sichergestellt.

bruckner-uni-3 ©Christian Schellander, Matthias Seyfert, Reinhard Winkler

Bruckner-Universität mit augenfälliger, weißer Lamellen-Fassade

Was allerdings auf dem Papier so leicht und unbeschwert aussieht, war eine Herausforderung bei der Umsetzung ...

bruckner-uni-4 ©Christian Schellander, Matthias Seyfert, Reinhard Winkler

Unter den Lamellen verbirgt sich ein Putz in Besenzugstruktur.

Detailfoto Lamellenfassade

 

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Fotos: Christian Schellander, Matthias Seyfert, Reinhard Winkler