We, the Ruandans, have to tell our story
Als 12-Jährige hat Dorothée Munyaneza den Genozid in Ruanda erlebt und überlebt. In nur vier Monaten wurden 1994 mehr als 800.000 Menschen massakriert, mehr als eine Million Menschen waren auf der Flucht. Ihre Erlebnisse hat die Künstlerin in der kraftvollen und zugleich schockierenden Performance „Samedi détente“ verarbeitet, die bei den Wiener Festwochen Premiere im deutschsprachigen Raum hatte.
Nana N. Aiassi im Gespräch mit Dorothée Munyaneza
Nana N. Aiassi: In deiner Performance sagst du an einer Stelle: „Ich hoffte, die ganze Welt würde uns sehen!“ Internationale Hilfe kam erst sehr spät. Wie hast du das erlebt?
Dorothée Munyaneza: Ich erinnere mich genau an eine Nacht während unserer Flucht, als meine Schwester, mein Bruder, mein Vater und ich am Boden auf einer Plastikplane lagen und in den schwarzen Nachthimmel mit hunderten Sternen hinaufschauten. Einige von ihnen bewegten sich. Mein Vater sagte: „Das sind keine Sterne sondern Satelliten.“ Meine Mutter war damals schon in London. Also dachte ich sofort an sie und dass diese Satelliten Kameras besäßen, die aufzeichnen, was hier geschieht! Ich hoffte, dass meine Mutter es sehen würde! Und mit ihr die ganze Welt! Darum frage ich in meiner Performance: Wo warst du im April 1994? Diese Frage beschäftigt mich auch heute noch.
Wie ist die Idee entstanden, diese Erlebnisse in einer Performance zu verarbeiten?
2012 arbeitete ich mit Kollegen an einer Choreografie. Jeder von uns sollte eine Geschichte erzählen, um sich vorzustellen. Als ich an der Reihe war, ging ich auf die Bühne und erzählte von der Geschichte Ruandas, von der Kolonisation durch die Deutschen und Belgier und schließlich von meiner Kindheit, die am 6. April 1994 endete, als das Flugzeug von Präsident Juvénal Habyarimana abgeschossen wurde. Hier hörte ich auf zu erzählen. Hlengiwe Madlala Lushaba, meine südafrikanische Freundin rannte weinend hinaus. Ich ging zu ihr, um sie zu trösten.
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