Von Klimaflucht und Müllarchitektur
Der Plastikmüll in den Ozeanen ist ein globales Umweltproblem, das nicht unterschätzt werden darf. Anfang des Jahres wurde im Wissenschaftsmagazin „Science“ eine Studie veröffentlicht, der zufolge alleine im Jahr 2010 über acht Millionen Tonnen Müll in die Ozeane gelangte. Tendenz steigend.
Von Jennifer Lynn Karsten
Schöne neue Welt: In einigen Jahren wird ein Teil der Bevölkerung auf recycelten Inseln oder in Unterwasser-Hochhäusern wohnen. Der Plastikmüll, der bisher auf den Ozeanen schwamm, wird durch Schläuche, die bis zu 10.000 Kilometer lang sein werden, eingefangen und zu Baumaterial weiterverwertet. Die Inseln können landwirtschaftlich genutzt werden oder bieten Wohnraum für Klimaflüchtlinge.
Sie sind völlig autark und verfügen über eigene Energie- und Nahrungsquellen. Genauso funktionieren auch die Unterwasser-Hochhäuser. Über Wasser befinden sich die Wohn- und Grünbereiche, unter Wasser die Sammel- und Recycleeinheiten, die den Plastikmüll verwerten.
The Great Pacific Garbage Patch
Joghurtbecher, Zahnbürsten, Plastiksäcke, Flaschen, so viel mehr und alles aus Plastik, treiben in unseren Meeren. Im Nordpazifik – zwischen dem nordamerikanischen Festland, Hawaii und Asien – treibt seit Jahren ein gigantischer Müllstrudel: Der „Great Pacific Garbage Patch“(dt.: großer Pazifikmüllfleck). Mittlerweile entspricht er in etwa der Fläche Mitteleuropas. Ein schwimmender Kontinent, der auch vom Weltall aus sichtbar ist.
Auch im Atlantik, Mittelmeer, Südpazifik und Indischen Ozean fahren Plastikabfälle regelrecht Karussell. Millionen Tonnen von mehr oder weniger verkleinerten Plastikteilen treiben in den Ozeanen. Teils auf dem Wasser, der überwiegende Teil aber – bis zu 70 Prozent – sinkt auf den Meeresboden. Durch Sonne und Meersalz werden die Giftstoffe freigesetzt und der Plastikmüll wird in kleinste Partikel zersetzt. Von vielen Meerestieren wird das Mikroplastik für Plankton gehalten und gefressen. So gelangen die Schadstoffe und Weichmacher in ihre Körper und durch deren Verzehr schließlich in den menschlichen Organismus. Albatrosse, Eissturmvögel, Delfine und Wale verwechseln Plastikteile mit Futter oder verfangen sich im Müll und gehen dabei qualvoll zugrunde.
Der Müll kommt hauptsächlich vom Festland. Er wird mit Abwässern über die Flüsse ins Meer gespült, von Müllhalden ins Meer geweht oder direkt von den Badegästen am Strand gelassen und bei Flut durch die Meeresströmungen in die schwimmenden Plastikdeponien eingespeist.
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