Editorial

Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Vor wenigen Tagen wurde die diesjährige Architekturbiennale Venedig eröffnet. Der Österreichische Beitrag lautet „Plenum. Orte der Macht.“ An die 200 nationalen Parlamentsgebäude werden zur Schau gestellt. Christoph Laimer und Elke Rauth befragten Kommissär Christian Kühn zu Demokratie, Legitimität, Symbolik, Identität und Macht. Netz-Architektur, Internet-Archive oder wie uns die virtuelle Realität verändert. Welche Algorithmen stecken dahinter? Luise Wolf informiert.

In Wien hatte ich das Vergnügen, mich mit der polnischen Architektin und Brick-Jurorin Ewa Kuryłowicz auszutauschen. Der renommierte Wienerberger Brick Award 14 wurde in verschiedenen Kategorien vergeben, weltweit wurden mehr als 300 Projekte eingereicht. Architekt John Lin überzeugte die Jury mit seinem House for All Seasons in der chinesischen Provinz Shaanxi. China steht vor einem enormen Strukturwandel. Bis 2030 sollen 700 Mio. Chinesen in Städte umgesiedelt werden, um das neue Wirtschaftsmodell zu stärken. Lin setzt genau dort an, wo sich diese massiven Veränderungen nachteilig für das Leben in den ländlichen Gebieten Chinas auswirken. David Pasek hat Lin zu den Projekten Rural Urban Framework Studio, kurz RUF, in Hongkong befragt. Der geotechnische Gutachter und China-Kenner Erik Würger ergänzt um einen Kommentar.

Der österreichische Fotograf Gregor Sailer kontaktierte mich vor nicht allzulanger Zeit, um mir von seinem mehrjährigen Projekt Closed Cities zu berichten. Es folgte ein Treffen, wir haben zwei abgelegene Destinationen für Sie ausgewählt. Jede Reise wurde aufwändig mit Genehmigungen vorbereitet: Aserbaidschan, das seit Mai den nicht unumstrittenen Vorsitz im Europarat inne hat und Katar, beides Länder mit großen Ölvorkommen. Nach dem Fukushima-Schock 2011 will Deutschland bis 2022 sämtliche Kernreaktoren vom Netz nehmen. Uns allen ist Tschernobyl in Erinnerung. Der Reaktor in Prypjat ist nur 110 Kilometer von Kiew entfernt, Vincent Stallbaum hat dort unlängst fotografiert.

Ich selbst hatte die Möglichkeit, den Kaukasus zu bereisen. Mehr als 3.000 Kilometer in zehn Tagen: von Georgien in die Kazbegi-Region an der russischen Grenze, von Gori, Stalins Geburtsstadt und Borjomi, das schon von den Zaren zur Erholung aufgesucht wurde, Richtung Kars in der Osttürkei, um von dort an der nördlichen Seidenstraße nach Ani, der ehemaligen Hauptstadt Armeniens zu gelangen. Heute ist sie eine seit Jahrhunderten verlassene Ruinenstadt. Eine Schlucht trennt Armenien von der Türkei. Vom einst kulturellen religiösen Zentrum Horomos via Georgien nach Jerewan, vorbei am Sewansee Richtung Goris am Bergkarabach: Lassen Sie sich überraschen.

Architektur als Medium gesellschaftlicher Veränderung. Heute wird in Amsterdam der begehrte Pritzker-Preis an den japanischen Architekten Shigeru Ban, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, verliehen. Jennifer Lynn Karsten berichtet.

Viel Lesefreude wünscht Ihnen

Ihre QUER-Redaktion
Doris Lippitsch