Editorial

Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Angekommen. Wien, um 1914: „An diesem Geräusch, ohne daß sich seine Besonderheit beschreiben ließe, würde ein Mensch nach jahrelanger Abwesenheit mit geschlossenen Augen erkannt haben, daß er sich in der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien befinde“, hielt Robert Musil in Der Mann ohne Eigenschaften fest. Die Weltausstellung in der aufstrebenden Metropole Wien und das Kunstschaffen in Wien Berlin Kunst zweier Metropolen bis zur Zwischenkriegszeit stehen im Fokus zweier Wiener Ausstellungen und einer überaus bewegten Zeit: Die Berliner Dadaisten, 1916 in Zürich gegründet, standen den Wiener Expressionisten und Futuristen gegenüber.

Bogdan Bogdanovic, kurz B.B. genannt, bezeichnete das 20. Jahrhundert als das „blutigste“ überhaupt, der serbische Homme de lettres, Dissident, „verdammte“ Baumeister und „getaufte“ Surrealist errichtete an die 20 Memorials im sozialistischen Jugoslawien, international anerkannt wurde er mit der Steinernen Blume in Jasenovac, KZ-Gedenkstätte in Kroatien. Friedrich Achleitner, österreichischer Doyen der Architekturkritik, suchte diese Gedenkstätten auf und gab B.B. vor seinem Tod im Jahre 2010 das Versprechen, über „die größte Sammlung seiner Zeichnungen“ ein Buch herauszugeben. Ich selbst hatte mehrmals die Gelegenheit, mit ihm zu diskutieren, lesen Sie mehr in dieser Ausgabe!

M.M. und Playboyarchitektur, Helga Kusolitsch berichtet aus Frankfurt a/M. Uwe Bresan räumt mit falschen Klischees schwuler Wohnkultur auf und stellt Boom des N.Y.-Architekten Matthias Hollwich in Kalifornien vor.

Wien, anno 2014. Die Stadt mit der ungebrochen höchsten Lebensqualität. Panajota Panotopoulou unterhielt sich mit dem Hamburger Landschaftsarchitekten Wolfgang Betz über die Meidlinger Hauptstraße. Wie schön der Prater im Frühling ist, davon weiß Max Brustbauer ein Lied zu singen – und nicht nur er! Hat Wien auch heute seinen eigenen Klang?

Sounds im öffentlichen Raum untersuchen Luise Wolf in Sonic Civil Warfare und Andre Zogholy. Haben auch Sie eine FREITAG-Kuriertasche, die aus ausgedienten Lastwagenplanen hergestellt wird? Ich hatte in Zürich das Vergnügen, mich mit Markus Freitag über die schräge Entstehungsgeschichte der überaus urbanen Marke zu unterhalten. Der dänische Designer Verner Panton liebte Plastik, seine fantastischen Interieurs sind bis Juni im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen. Heute sieht das vor dem Hintergrund verknappender Ressourcen freilich anders aus. Dazu hat Wienerberger den britischen Architekten Stephen Bates, Sergison Bates architects, zu einer spannenden Lecture an der TU eingeladen. Wir starten nun mit Sabine Pollak und lukullischen Überraschungen in der Futuristischen Küche.

Viel Lesefreude mit der gewissen kandierten atmosphärischen Elektrizität! Ihre QUER-Redaktion Doris Lippitsch