'Rock it suda'
Traumwelten mit Ferrari, Barbie & Co.

Der in Korea geborene und in Australien aufgewachsene Architekt Moon Hoon sucht in seinem architektonischen Werk eine Konfrontation der Architektur mit verschiedenen anderen Disziplinen. Er will seine Grenzen ausloten. Sein Weg, seine Politik des Aufeinanderprallens, des Mischens eines ‚culture clashes‘, wird nun in einer ­Serie von Bauwerken für einen Bassgitarristen sichtbar. Sein Klient - ein Mitglied der Amateur-Rockgruppe "Rock it suda" - beauftragte ihn mit einer ganzen Anzahl von sogenannten Wochenendhäusern.

von PETER REISCHER

Dieser neue Trend in der koreanischen Wohnkultur ist vor allem unter den Stadtbewohnern von heute eine Modeerscheinung: Sie flüchten vor dem Stress und der Hektik und den sie umgebenden Hochhäusern in nahe gelegene Vororte. Während die meisten dieser Wochenendhäuschen - „Pensionen“, wie es die Koreaner nennen - nach dem Muster europäischer Chalets designt werden, zielt „Rock it suda“ auf einen überspitzten Fantasieraum, der die Idee eines aufgeblasenen Spielzeuges darstellt, aber trotzdem noch die Schönheit der ihn umgebenden Landschaft und Natur zur Geltung bringt. Während diese Appartementhäuser oft das Resultat der Konflikte zwischen Erbauern und Bewohnern sind, verstehen sich diese „verrückten“ Unterbringungsmöglichkeiten für Kurzaufenthalte als eine theatralische Überhöhung. Als ein Meister der Kombination von Fantasie und Realität ist Architekt Moon ein ausgesprochener Architekturfetischist, der mit weit ausgebreiteten Armen den Populismus und die Kommerzialisierung, die diese koreanischen Pensionen kennzeichnen, aufgenommen hat.

Koreanische Pensionen
Das Grundstück liegt in Jeongseon, einer kleinen verfallenen Minenstadt, die von wunderschönen Wäldern umgeben ist. Die sechs ‚Pensionen‘, haben Themen wie Spanien, Barbie, Versteck, Ferrari, Höhle und auch das traditionelle koreanische Haus. Entstanden sind nach den Plänen des Architekten Moon und den Anregungen sowie Impressionen, die der Auftraggeber von seinem Spanienurlaub mitbrachte, leuchtend blaue, schrillrote und schreiend gelbe Manifestationen, die eine ver(ent)rückte Welt zeigen.

„Rjavascript:void(0)ock it Suda“ – Wochenendhäuser in Korea ©Moon Hoon, Yu ho jeong
„Rock it Suda“ – Wochenendhäuser in Korea

Die Unterkünfte sind zusätzlich mit hängemattenähnlichen Zugängen ausgestattet, sie erstrecken sich wie lange Schläuche in den Eingangsbereich, und durch das menschliche Gewicht und die Bewegung der Benutzer verstärken sie den Disneyworld-Effekt. Sie stellen die Schwelle zwischen der erdverbundenen Realität der Architektur und der theatralischen Inszenierung im Inneren für den Kurzaufenthalt am Wochenende dar. Moon nennt sie ‚softies‘ oder ‚action architecture‘ und sieht in ihnen ein großes Potenzial für Kommunikation, Bewegung, Interaktion und Evolution. Mittels ihrer soll eine dreidimensionale Architekturerfahrung geschaffen werden.

Die Architektur des ‚sich Vergnügens‘ findet in der kartoonhaften Lebendigkeit des Interieurs ihre räumliche Resonanz. „Architektur lebt, in ihr soll alles möglich sein und sie muss ohne jegliche Einschränkung existieren“, sagt Architekt Moon. Darüber kann man nachdenken, während man auf dem zuckerlrosaroten Tagesbett im Barbielook liegt.

Fotos: Moon Hoon, Yu Ho Jeong