BASQUIAT - WARHOL

Warhol und Basquiat - beide Künstler schufen Collagen, die den Bilderwelten der Werbeindustrie eine lebenswertere Realität gegenüber stellen.
Dollarzeichen und Paramount Pictures, eine Banane, ein Portrait Mao Tse-Tungs, Motive Andy Warhols. Bilder beeinflussen unser Denken fundamental. Realität ist, was wir uns vorstellen können. Im urbanen Medien- Dschungel ist fast jedes Bild Motiv, auch Produkt, Marke, Lebensgefühl oder gar Ideologie. Warhol machte dies in seinen Arbeiten bewusst und er war der Erste, der populäre Motive der Alltags- und Werbekultur in die Kunst aufnahm. Der Reiz seiner Arbeiten liegt darin, dass immer offen bleibt, ob seine Intention die der Kritik, der Bewunderung oder Ironie war. Warhol ist selbst zur Kunstfigur avanciert. Ganz anders als ein junger, schwarzer Künstler, mit dem er von 1983 bis 1987 – seinem Todesjahr – dieselben Leinwände bebildern sollte.
Jean-Michel Basquiat kam als 17-jähriger Graffiti-Artist nach New York, Lower Manhattan, ohne Geld und Wohnung. Er sollte als erster international anerkannter schwarzer Maler in die Geschichte eingehen. Nach einer frühen Begegnung auf der Straße – wo Basquiat mit selbstbedruckten Postkarten ein paar Dollar verdiente – schrieb Warhol 1978 in sein Tagebuch: „Hier und da gab ich ihm 10 Dollar... Er war einfach einer dieser Jungs, die mich verrückt machen...“
Basquiat war mit Warhols Bilderbegriff sozialisiert und schon ein Kind der Postmoderne. Von den berühmtesten Portraits der Kunstgeschichte bis hin zum Layout einer Speisekarte diente ihm alles als Motiv. So wie ein DJ Sound-Schnipsel zu neuen Tracks arrangiert, fügte Basquiat Motive und Zeichen zu neuen, ganz unmittelbar wirkenden Werken zusammen. Sein Malstil war wild und expressionistisch, die Bedeutung seiner Bilder direkt und kritisch.
Bei ihren gemeinsamen Arbeiten setzte Warhol oft nur ein Motiv auf die Leinwand. Dann kommentierte, veränderte oder übermalte Basquiat es. Es war ein Auf-einander- Reagieren und es entstanden wiederum Collagen einer Bilderwelt ihrer Zeit. Warhol hatte die Kunst revolutioniert, indem er jedes noch so banale Ding zu ihrem Gegenstand im erhob. Basquiat lebte diese Gleichheit und Freiheit der Bilder bereits völlig aus. Er spielte mit ihnen, experimentierte und übersetzte sie zurück in eine neue Malerei. Vom 16. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014 zeigt die Ausstellung Warhol/Basquiat im Kunstforum Wien Einzelwerke und Gemeinschaftsarbeiten der beiden Künstler. In ihnen spiegeln sich zwei der bedeutendsten Kunststile des 20. Jahrhunderts; aber auch zwei ganz verschiedene Persönlichkeiten und Auffassungen darüber, wie wir mit der alltäglichen Bilderflut, die uns umgibt, umgehen können.

Luise Wolf
Warhol/Basquiat Bank Austria Kunstforum Wien: 16. Oktober 2013 bis 02. Februar 2014 www.bankaustria-kunstforum.at